Ich bin selber Papa von zwei Kindern, eines im Teenager Alter, das Andere an der Schwelle dazu. Ich kenne also die endlosen Diskussionen um den massvollen Gebrauch des Internets nur zu gut. Als leidenschaftlicher Informatiker sitze ich natürlich selbst auch zu viel vor dem Bildschirm. Er ist ein schlechtes Vorbild, werden sie sagen. Das mag ja sein, aber dennoch versuche ich meinen Kindern den Unterschied zwischen praktischen Arbeiten am Computer und dem reinen konsumieren von Inhalten aus dem Netz beizubringen. Das klapp natürlich manchmal besser und manchmal schlechter.
Um nicht täglich dieselben Diskussionen führen zu müssen, habe ich mir überlegt welche technischen Möglichkeiten es wohl gibt, um den Internet Gebrauch meiner Kinder zu regulieren. Als erstes habe ich versucht die Kinderschutz Einstellungen im Router meines Internet Anbieters zu konfigurieren. Immerhin bietet das Gerät 30 Zeilen für selbst erstellte Filterregeln sowie eine Zeit Steuerung zur Aktivierung dieser Regeln. Schnell hat sich jedoch herausgestellt, dass die Zeit Steuerung zuverlässig funktioniert und die Anzahl der Filter Regeln bei weitem nicht ausreicht. Oft ist es so, dass auf dem Router hinterlegte Filterregeln alle Benutzer betreffen, also auch sie selbst. Das ist zu Zeiten von Home Office natürlich nicht das was sie möchten.
Meine nächste Idee war, auf den verschiedenen Geräten der Kinder jeweils ein Programm zu haben, dass den Internet Zugriff regelt. Auf dem Windows Betriebssystem gibt es bereits «Windows Family Safety» und im MacOS gibt es «Parental Control». Sowohl auf Windows als auch auf dem Mac könnten Nutzungszeiten definiert werden, wie etwa «eine Stunde pro Tag», oder Sperrzeiten, zum Beispiel «kein Internet in der Nacht». Dies funktioniert soweit gut, doch es setzt voraus, dass ihre Kind keine Administrator Berechtigung besitzt, was insbesondere bei Teenagern nicht sehr praktisch ist. Wenn ihr Kind eine Software installieren möchte, dies kann auch ein Programm für die Schule sein, müssen sie jedes mal dabei sein um ihr Passwort einzugeben. Da hören sie dann rasch den Vorwurf «ich konnte meine Hausaufgaben nicht machen, weil ich das Programm nicht installieren konnte».
Neben den in die Betriebssysteme eingebauten Kinderschutzfunktionen gibt es auf dem Markt noch sogenannte „Content Filter“ Programme. Kostenpflichte Vertreter wie zum Beispiel «Net Nanny» oder «Kaspersky Safe Kids» benötigen ein Jahresabonnement und der Funktionsumfang schiesst oft übers Ziel hinaus. Ich möchte keine per GPS ortbaren Kinder, nicht für mich und auch nicht die Hersteller dieser Lösungen. Programme wie «KinderServer», «JusProg», «Surf-Sitter» oder «Salfeld Kindersicherung» funktionieren zwar gut, doch die Schutzfunktionen sind teilweise recht einfach zu umgehen. Sie werden staunen, welche Computer Kenntnisse ihre Kinder entwickeln um diese Sperren auf ihren Geräten zu knacken. Einschlägige YouTube Videos vermitteln das notwendige Wissen in Kürze. Sie müssen also die Funktionsfähigkeit der Filter auf allen Geräten regelmässig prüfen, um sicher zu gehen dass ihre festgelegten Regeln noch gelten.
Nachdem mir die Lösung mit Programmen auf allen Geräten unpraktisch erschien, habe ich mir überlegt, wie ich selbst einen Internet Filter bauen könnte. Er sollte folgende Eigenschaften haben:
- Ein eigenes WLAN für die Kinder, damit die Erwachsenen nicht von den Filter Regeln eingeschränkt werden
- Zwei unterschiedliche Filter Profile, eines für die Schul-/Arbeitszeit und ein anderes für die Freizeit
- Zeitgesteuerte Aktivierung der unterschiedlichen Filter Profile
- Filterung der Internet Seiten nach vordefinierten Kategorien, wie z.B. Unterhaltung, Spiele, Filesharing, Sex, usw.
- Protokollierung der aufgerufenen Internet Seiten zur Feinjustierung des Filters
- Er sollte möglichst mit frei verfügbarer Software realisiert werden
- Er sollte auf einer kostengünstigen und bewährten Standard Hardware zuverlässig laufen
- Er sollte mit jedem Internet Anbieter funktionieren
Mit dem Raspberry Pi 4 B habe ich die passende Standard Hardware rasch gefunden. Die Variante mit 2 GB Hauptspeicher ist günstig erhältlich. Durch das kleine Format (95 x 70 x 28 mm) hat das Gerät nahezu überall Platz. Der geringe Stromverbrauch des Geräts macht es für den Dauereinsatz besonders interessant.
Das Debian-Linux basierte Raspberry Pi Betriebssystem bietet eine solide Basis. Mit Hilfe der Linux Software Pakete «dnsmasq» und «hostapd» lässt sich unter Linux leicht ein WLAN Router/Access Point einrichten. Je nach Land und konkreter Konfiguration benutzt das WLAN das 2,4 GHz oder das 5 GHz Band. Ich habe mich für das 2,4 GHz Band entschieden, weil ältere Spielkonsolen mit dem 5 GHz Band nicht kompatibel sind.
Zum filtern der Internet Seiten habe ich die kostenlos erhältliche Software «NxFilter» gefunden. NxFilter ist eine DNS Filter Software welche die Internet Seiten in derzeit 56 vordefinierte Kategorien wie Soziale Netzwerke, Spiele, Unterhaltung, Pornografie, usw. einteilt. Bei Bedarf können Benutzerdefinierte Kategorien erstellt werden. Unterschiedliche Filter Profile lassen sich nach eigenen Bedürfnissen konfigurieren und gemäss einem individuellen Zeitplan pro Wochentag aktivieren. Die Internet Zugriffe werden Protokolliert und auch das Ergebnis der Filters (Seite zugelassen / Seite blockiert) ist ersichtlich. NxFilter arbeitet dabei komplett lokal. Es wird also kein Cloud Dienst aufgerufen, der aufzeichnet welche Seiten die Kinder aufrufen.
Fazit:
Mit verhältnismässig einfachen Mitteln lässt sich ein separates WLAN für Kinder erstellen, in dem die Internet Seiten Kategorie basiert gefiltert werden können.